Nachhaltig fördern
Der Bundesverband Freie Darstellende Künste fordert eine konsequente und langfristige Unterstützung bei der Transformation zu einem nachhaltigeren Kulturbereich.
Kulturellen Wandel intersektional gestalten
Die Akteur*innen der Freien Darstellenden Künste und der Freien Musikensembles setzen Impulse, eröffnen neue Perspektiven und treiben Zukunftsthemen voran. Zudem tragen sie wesentlich zur kulturellen Vielfalt und Inklusion in der Gesellschaft bei. Ihre Arbeitsrealität ist jedoch häufig von projektbezogenen Strukturen, knappen zeitlichen Ressourcen, prekären finanziellen Bedingungen und brüchigen Erwerbsbiografien geprägt. Diese Rahmenbedingungen erschweren nicht nur ökologisch nachhaltiges Handeln, sondern auch soziale Absicherung, Diversität und Inklusion. Um dem entgegenzuwirken, ist eine gezielte Förderung durch die (Kultur-)Politik und Förderinstitutionen notwendig.
Nachhaltigkeit braucht verlässliche Förderung
Insbesondere nachhaltiges Produzieren erfordert auf Kontinuität ausgerichtete Förderinstrumente. Eine resiliente Infrastruktur, ein niederschwelliger und offener Wissenstransfer sowie verlässliche Kooperationen zeichnen eine nachhaltige Förderpolitik aus. Eine solche Förderpolitik schafft Planungssicherheit, fördert den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft und erleichtert die Umsetzung sozialer und ökologischer Nachhaltigkeitsziele.
Die Transformation zu einem nachhaltigeren Kulturbereich erfordert zusätzliche finanzielle Mittel, da die Budgets für Kunst und Kultur bereits stark belastet sind. Darüber hinaus muss sie als integraler Förderbedarf verstanden und bei der Ausgestaltung entsprechend berücksichtigt werden.
Empfehlungen zur strukturellen Verankerung ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit im Kulturbereich
1. Nachhaltige Produktionsprozesse strukturell ermöglichen
- Um einen strukturellen Wandel ökologische Transformationsprozesse und Investitionen zu ermöglichen, braucht es überjährige Fördermaßnahmen und prozessbezogene Förderung, wie z. B. Wiederaufnahmen. Diese stärken verlässliche Partnerschaften, nachhaltige Produktionsweisen und künstlerische Erwerbsbiografien.
- Förderinstitutionen sind aufgefordert, bürokratische Hürden abzubauen, die Bedeutung ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit zu fördern und mit gezielten Anreizen wie Beratung und passgenauen Förderinstrumenten die Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen zu unterstützen.
2. Nachhaltige Infrastruktur stärken und rechtlich absichern
- Der Rechtsrahmen für nachhaltige Praktiken wie Verleih und Weitergabe von Technik und Materialien muss geklärt werden. Politik und Verwaltung sind aufgefordert, diese in die Entwicklung und Umsetzung von Konzepten für die Kreislaufwirtschaft einzubinden, um nachhaltige Betriebsmodelle zu etablieren.
- Für die digitale Erfassung und koordinierte Weiterverwendung wiederverwendbarer Materialien braucht es eine strategisch ausgerichtete und institutionell abgesicherte Förderung.
3. Qualifizierung und Weiterbildung anbieten
- Akteur*innen benötigen praxisnahe Schulungen zu nachhaltigen Produktionsprozessen – von Materialbeschaffung und -entsorgung und rechtlichen Grundlagen für Material- und Technikverleih bis hin zur umweltfreundlichen Szenografie und Kostümgestaltung. Ergänzend sollten Beratungs- und Coachingangebote bei der Umsetzung und Vertiefung nachhaltiger Praktiken unterstützen.
- Das Weiterbildungsangebot zu nachhaltigem Transformationsmanagement sollte deutlich ausgebaut und durch gezielte Fördermaßnahmen besser zugänglich gemacht werden – insbesondere für Solo-Selbstständige.
4. Forschung und Entwicklung fördern
- Die systematische Unterstützung der Forschung zu umweltfreundlichen Materialien und alternativen Produktionsmethoden in den Freien Darstellenden Künsten und Freien Musikensembles sowie zu ökologischen Betriebsmodellen in Kultureinrichtungen ist notwendig, um zukunftsfähige Wege zu entwickeln und den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern.
Nur die gezielte und langfristige Unterstützung ermöglicht ein wirksames, faires und zukunftsfähiges Produzieren. Dafür muss die Kulturförderung die ganzheitliche Nachhaltigkeit als verbindlichen Standard verankern.
